Törnbericht Barcelona-Almerimar (Ende August bis November 2017)
Nach knapp 115 Seemeilen erreichten wir am 28. August die Cala de Algaiarens im Norden Menorcas. Diese Insel hat ein wunderschönes Segelrevier. Mit ihren tiefen, geschützten Buchten hat man auch in der Hochsaison ausreichend Möglichkeiten zum Ankern.
Als wir am 29. August früh morgens aus unseren Kojen aufstanden, hatte sich dichter Nebel gebildet. Nach einem ausgiebigen Frühstück klärte es jedoch schnell wieder auf.
Die Sonne schien wieder aus gewohnt strahlend blauem Himmel.
Um 9:37 Uhr lichteten wir den Anker und machten uns Richtung Nord Westen auf zur Bucht von Fornells unserem nächsten Ziel. Unterwegs dort hin passierten wir die Cala Biminel-la. Hier legten wir einen Badestopp ein, da diese wunderschöne Bucht mit ihrem klaren Wasser und den bizarren Felsen nur so dazu einlud. Diese spontanen Änderungen des ursprünglichen Plans, machen das Langfahrtsegeln so bunt und spannend!
Am 30. August setzten wir nach 2 Seemeilen die Segel und konnten uns bei moderatem Wind von 12 Knoten aus NNW, zumindest den größten Teil der 20 Seemeilen nach Mahon, ohne störende Motorgeräusche fortbewegen.
Zu Beginn des Zufahrtkanals zur Hauptstadt Menorcas gibt es nördlich hinter der kleinen Insel Illa de Llatzeret eine Ankermöglichkeit. Dort fiel um 14:10 Uhr unser Anker unterhalb der Festung ins Wasser.
Die ca. 2,5 Seemeilen bis zur Stadt tuckerten wir mit unserem Dingi entlang der schönen Villen. Das Stadtzentrum befindet sich auf einer Anhöhe. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick.
Viele Familienbetriebe und Klein-manufakturen auf Menorca bieten schönes Kunsthandwerk und typisch menorquinische Speisen und Produkte an. Hierzu zählen handgemachte Sandalen, Lederwaren, Modeschmuck, Keramik, Gin, Kamillenlikör oder der menorquinische Käse Queso Mahon. Außerdem gönnten wir uns in der Markthalle ein frisch gezapftes Mahon Bier.
Am 31. August segelten wir entlang des Cabo del Bisbe zur Cala Galdana im Süden Menorcas. Hier begegneten wir zum ersten Mal der Segelyacht A. Dieses von Phillipe Starck entworfene Segelboot ist das größte der Welt und gehört dem Milliardär Andrey Melnichenko.
Von dieser Bucht aus wollten wir ursprünglich mit dem Bus nach Ciutadella. Sie gilt als eine der schönsten spanischen Städte mit ihrem historischen Stadtkern. Bis ins 18. Jahrhundert war sie die Hauptstadt Menorcas.
Bei unserem obligatorischen Bad im Meer wurden wir jedoch von einem Gewitter überrascht und wir beschlossen lieber an Bord zu bleiben.
Am nächsten Morgen lichteten wir um 9:20 Uhr den Anker und konnten sofort Segel setzten. So genossen wir nach langer Zeit noch einmal herrlichen Segelwind, der uns nach 43 Seemeilen nach Mallorca in die Bucht von Pollenca brachte. Hier verabschiedeten wir uns von unseren Gästen und legten ein paar Tage Pause ein um kleinere Reparaturen zu erledigen und Polster für das Cockpit zu nähen.
Mit einem Leihwagen fuhren wir durch das Tramontana Gebirge im Nord Westen der Insel, nach Soller, Alcudia, Valdemossa und schließlich nach Palma wo wir Martins Sohn Luca vom Flughafen abholten. Mit ihm fuhren wir am nächsten Tag noch zum Kap de Formentor, wo wir eine wunderbare Aussicht genossen. Mallorca hat landschaftlich sehr viel zu bieten. Hier kommen nicht nur Strandurlauber, sondern auch Radfahrer, Wanderer und natürlich Wassersportler auf ihre Kosten.
Am 10. September wurde um 9:45 Uhr bei bedecktem Himmel der Anker hochgeholt und wir machten uns auf Richtung Cala Ratjada. Als wir die geschützte Bucht von Pollenca verließen, erwartete uns draußen 2-2,5m Wellen und in Böen bis zu 33 Knoten Wind. Nach einer Stunde begann es dann auch noch zu regnen, was die 26 Seemeilen bis zu unserem Ziel nicht sehr angenehm machte.
Für Luca war es der erste Törn in seinem Urlaub und der Ärmste hatte mit Seekrankheit zu kämpfen. Im Hafen von Cala Ratjada erwarteten uns 5 Freundinnen aus Aachen die dort alljährlich ein paar Tage ausspannen.
Mit ihnen verbrachten wir bei einem kleinen Imbiss einen schönen Nachmittag auf der Nis Puck. Abends gings dann noch in die Stadt ins Cafe Tres, denn für uns bietet sich ja nicht oft die Gelegenheit, Freunde in der Ferne zu treffen.
Am 11. September legten wir um 11:05 Uhr in der Marina von Cala Ratjada ab und konnten die Hälfte der 22,8 Seemeilen Richtung Süden hoch am Wind nach Porto Colom segeln. Diese Bucht gilt als die sicherte Ankermöglichkeit Mallorcas. Dort ist ankern jedoch mittlerweile gänzlich verboten und so mussten wir an einer der Bojen festmachen. Die Stadt bietet einen krassen Gegensatz zu Cala Ratjada, denn dort waren schon viele Restaurants geschlossen und kaum Touristen unterwegs.
Am nächsten Morgen erwartete uns ein wunderschöner Segeltag. Wir konnten gerefft die 20 Seemeilen bis zur Bucht von Colonia Saint Jordi segeln. Auch hier trafen wir uns mit zwei befreundeten Paaren aus der Heimat. Da wir häufig zusammen Karneval feiern, machte ich mir den Spaß sie im Ringelshirt und Piratentuch zu empfangen. Noch lustiger war jedoch, dass auch sie im Kostüm erschienen!
Als wir uns am 13. September Richtung El Arenal aufmachten, durfte ein Badestopp an dem wunderschönen Strand von Estreng nicht fehlen. Wir dachten Luca eine Freude zu machen einmal abends in der Partymeile von Mallorca zu flanieren. Das es den Ballermann in seiner ursprünglichen Form nicht mehr gibt ist ja hinreichend bekannt und auch gut so. Das allerdings in der Schinkenstraße noch bei gleicher Mucke wie vor 30 Jahren nur noch Oldies 60+ unterwegs sind, teilweise sogar mit Rollator, hatten wir nicht erwartet.
Am 14. September segelten wir entlang der Südküste Mallorcas zu unserem letzten Ziel auf der Insel, Santa Ponsa. Als mittags unser Anker ins Wasser fiel erfrischten wir uns bei einem Bad im Meer. Außerdem nutzten wir die Einkaufsmöglichkeiten und den Waschsalon. Abends blieb die Küche an Bord kalt und wir aßen in einem schönen Restaurant mit Blick in die Bucht.
Bis zu unserem nächsten Ziel Ibiza lagen 73,4 Seemeilen vor uns. Also hieß es früh morgens am 15. September raus aus den Kojen. Bei 22 Knoten Wind konnten wir sofort Segel setzten und die Maschine ausmachen. Die dunklen Wolken störten uns zunächst nicht. Als Ibiza in Sichtweite kam, tauchte in etwa 2 Meilen Entfernung eine Windhose am Himmel auf, die sich glücklicherweise bald wieder auflöste. Kurz vor der Nordspitze Ibizas am Punta des Moscartar, drehte der Wind und wir änderten den Kurs. Der ursprüngliche Plan sah vor an der Ostseite Richtung Ibiza Stadt zu segeln. Als wir entlang der Westseite segelten, mussten wir jedoch feststellen, dass die Kursänderung eine Fehlentscheidung war.
Der Wind nahm entgegen aller Vorhersagen auf 35 Knoten zu und die Wellen wurden immer höher. Martin hatte große Mühe bei dem hohen Ruderdruck die Nis Puck auf Kurs zu halten. Eine Welle warf uns so auf die Seite, dass unser Dingi, das am Heck an den Davids befestigt war, auf den Kopf gedreht wurde und dort hängen blieb. Bei der Aktion verloren wir die Sitzbank, den Dingi Anker und noch ein paar andere Kleinteile. Den Plan in eine der kleinen Buchten an der Westseite zu flüchten, verwarfen wir schnell wieder, als wir sahen wie die hohen Wellen gegen die Felsen prallten. Also mussten wir noch ca. 3 Stunden bis in die nächste größere geschützte Bucht durchhalten. Es waren bisher die heftigsten Wellen die wir im Mittelmeer erlebt hatten.
Selten hat das Ankerbier so gut geschmeckt als um 19:30 in der Bucht von Sant Antoni das Eisen ins Wasser fiel! Dieser Törn hat uns an die Grenze der Belastbarkeit gebracht und wieder einmal mehr gezeigt, dass auch das Mittelmeer seine Tücken und Gefahren birgt.
Auch wenn der Ort nicht viel zu bieten hatte, wetterten wir erst mal ein paar Tage ab, bevor es am 18. September bei strahlendem Sonnenschein und 9 Knoten Wind aus WSW wieder weiter um die Südspitze Ibizas in eine Bucht neben Ibiza Stadt ging.
Hier lernten wir Maja und Hajot aus der Schweiz kennen, die mit ihrer Alubat Ovni ebenfalls in der Bucht ankerten. Sie hatten uns schon in Griechenland und auf Menorca gesehen und dachten unser Schiff heißt No Pink.
Nun war Lucas Urlaub leider schon wieder zu Ende. Zwei Tage später erwarteten wir Besuch von meiner Schwester Margret und meiner Tochter Jackie, die uns im Juli schon einmal besucht hatte. Da der Wind auf Ost gedreht hatte lag nun unangenehmer Schwell in die Bucht und wir motorten mit ausgerollter Genua als Unterstützung nach Formentera.
Hier ankerte auch die Segelyacht A und wir hatten Gelegenheit sie einmal ganz aus der Nähe zu betrachten. Uns gefiel dieser silberne Klotz nicht besonders, eben nicht schiffig genug.
Am 21. September lichteten wir morgens den Anker und motorten die 10 Seemeilen wieder zurück um zunächst in der Luxus Marina von Ibiza unsere Wasservorräte auf zu füllen. Wir staunten nicht schlecht als man dafür 20 Euro verlangte. Der Nepp bei den Hot Spots ist wirklich frustrierend. Man ist sicher bereit für entsprechende Leistung auch zu bezahlen, aber die Abzocke kann einen schon manchmal wütend machen.
Da der Wind immer noch in die Bucht Playa d´en Bossa-Ibiza, die relativ zentral in Flughafen Nähe lag, stand versuchten wir an einer Anlegestelle bei den Fischerbooten fest zu machen um unsere Gäste an Bord zu nehmen. Doch leider wurden wir auch hier verscheucht und es blieb uns nichts anderes übrig als die Beiden bei ziemlich schaukeliger See zu empfangen.
Nach dem akrobatischen Akt Gäste mit samt Gepäck auf zu nehmen, holten wir schnell den Anker hoch, denn Margret war schon ganz blass um die Nase. Dies lag auch an der warmen Kleidung, der sie sich dann entledigte um draußen an der frischen Luft im Cockpit zu entspannen. Dort sah sie schnell wieder besser aus und sie fühlte sich pudelwohl an Bord. Um 17:45 Uhr fiel dann südlich von Espalmador der Anker ins Wasser und beim Baden im Meer entstand sofort Urlaubsfeeling.
Bei 25 Grad und 15 Knoten Wind aus Ost segelten wir am nächsten Tag in die Bucht Cala de Port Roig im Süden Ibizas. Diese schöne Bucht ist umrahmt von Felsen. Beim Landgang gab es allerdings nicht viel zu entdecken.
Da durfte der Besuch in Ibiza Stadt natürlich nicht fehlen. Zu diesem Zweck gönnten wir uns eine Nacht in einer der vielen Marinas in der großen Bucht von Evissa um dann mit dem Wassertaxi in die Stadt über zu setzten. Nach dem Schlendern durch die Altstadtgassen, aßen wir noch in einem der Restaurants ein paar spanische Leckereien.
Am 24. September machten wir gegen Mittag die Leinen los und ankerten nach 12,2 Seemeilen an der Ostseite Formenteras. Während wir Mädels uns beim Landgang den Ort und die schönen Strände bei einem Spaziergang anschauten, musste der Skipper sich um das leidige Thema Gas kümmern. In Spanien ist es mittlerweile nicht mehr möglich die deutschen Gasflaschen auf füllen zu lassen und da die spanischen nicht in unser Gasfach auf dem Schiff hineinpassen, mussten wir auf das teure Campinggas umstellen. Man ist ja froh, dass in der EU die Größe der Gurken vereinheitlicht worden ist, aber Gasanschlüsse zu vereinheitlichen, hielt man wohl nicht für so wichtig.
Da uns die Bucht gut gefiel und wir geschützt dort liegen konnten verbrachten wir noch einen weiteren Tag dort.
Am Morgen des 26. Septembers mussten wir allerdings schon früh den Anker wieder aufholen, da wir auf Legerwall lagen und unser Anker bei zunehmendem Ostwind drohte zu slippen.
Nun kehrten wir mit Motorkraft und Genua zurück in die Bucht Port Roig auf Ibiza, denn viele Möglichkeiten hatten wir bei Ostwind nicht. Dort verbrachten wir noch einen schönen Tag mit schwimmen, quatschen und Skib Bo spielen, denn am 28. September ging für Margret und Jackie wieder der Flieger zurück in die Heimat.
Am 29. September kehrten wir um 6:15 Uhr Ibiza den Rücken und machten uns auf zum spanischen Festland. Laut Windvorhersage sollte um 10 Uhr der passende Wind kommen, der uns nach Calpe ans Festland bringt. Leider stimmte diese nicht und mehr als 5 Knoten waren nicht drin. Also motorten wir die 61 Seemeilen und erreichten unser Ziel nach ziemlich genau 12 Stunden. Nach einer leckeren Mahlzeit fielen wir auch schon bald in unsere Kojen, denn am nächsten Tag lagen wieder 67 Seemeilen vor uns. Bei diesem Törn konnten wir wenigstens einen Teil der Strecke segeln. Wir ankerten abends in einem Becken vor dem Mar Menor. Dies ist die größte Salzwasserlagune Europas, die man durch einen Kanal mit Brücke erreichen kann. Hier gibt es einen Flughafen ganz in der Nähe, breit angelegte Straßen und unzählige Ferienwohnungen in eher unschönen Hochhäusern. Die meisten Wohnungen standen allerdings leer und der Ort machte einen verlassenen Eindruck. Der ursprünglich erwartete Tourismus ist wohl ausgeblieben. Wir legten vor dem Marinagebäude an, um unsere Wassertanks zu füllen. Doch auch hier fanden wir niemanden bei dem wir hätten bezahlen können. Am selben Abend fuhren wir mit der letzten Brückenöffnung wieder aus der Lagune raus, denn am nächsten Morgen wollten wir früh aufbrechen.
Am 02. Oktober um 7:15 Uhr hieß es noch im dunkeln Anker auf! Bei achterlichem Wind konnten wir 33 von den insgesamt 55 Seemeilen segeln. Um 20:10 Uhr erreichten wir beim letzten Büchsenlicht die Bucht von Aguilas.
Etwa um die gleiche Uhrzeit starteten wir am nächsten Morgen unseren Törn weiter gen Süden. Diesmal entschieden wir wegen des unangenehmen Schwells, die Marina von San Jose´ an zu laufen.
Das Hafenmeisterbüro ist hier in einen Felsen integriert, was sehr besonders wirkt. Auch der Ort machte einen gepflegten Eindruck. Nach einem kurzen Besuch im Supermarkt, kehrten wir zum Schiff zurück um dort noch eine Kleinigkeit zu essen.
Nun hatten wir nur noch 40 Seemeilen bis Almerimar vor uns. Hier wollten wir ca. eine Woche verbringen. Der Hafen dort ist recht günstig und wir freuten uns dort Maja und Hajot und andere Bekannte wieder zu treffen. Das aus der Woche vier Monate werden sollten konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Wir legten also wir am 3. Oktober vormittags ab und freuten uns schon nach etwa einer Meile den Motor aus zu machen und mit einer Geschwindigkeit von 5,8 Knoten bei achterlichem Wind vorwärts zu kommen.
Am Cabo de Gata beobachteten wir eine Segelyacht vor uns, die einen Schmetterling fuhren. Da wir nichts haben um die Genua aus zu baumen ist das für uns eher schwierig. Die Stimmung war gut, der Wind passte, also wollten wir es dennoch versuchen. Das ging leider schief! Martin passte einen kurzen Moment nicht auf, fuhr eine Patenthalse, der gesetzte Bullenstander verhinderte zwar das der Baum komplett auf die andere Seite schwenkte, er kam nur bis Schiffsmitte.
Erschrocken schauten wir uns an. Ich hätte noch die Gelegenheit gehabt die Großschot dicht zu holen, aber reagierte nicht schnell genug. So schlug der Baum wieder zurück und prallte vermutlich gegen das achterliche Unterwant und brach glatt durch. Nun mussten wir bei 22 Knoten Wind das ungereffte Großsegel irgendwie wieder nach unten bekommen und den gebrochenen Baum sichern damit er keine Schäden am Deckshaus verursachte. Vorbei war die gute Stimmung, das schöne Segeln und den Rest der Strecke nach Almerimar musste wieder mal der Jockel herhalten. Um 19:38 Uhr machten wir in der Marina in Almerimar fest und ließen erst einmal den Tag bei einem Anlegerbierchen Revue passieren.
Schadenbegutachtung im Hafen Der Dom zu Almerimar
Ein Ausflug zum Unglückskap Cabo de Gata
Besuch aus der Heimat, natürlich zünftig mit einem Pittermännchen Frühkölsch:-)