- Törnbericht 2017
13- Mai bis 25. Mai 2017
Zwei Tage zwang uns der starke Wind in der schwelligen Marina di Leuca zu bleiben, eine völlige Fehlkonstruktion dieser Hafen. Der Ort wirkte auch noch sehr verschlafen, die Geschäfte waren schlecht bestückt, die Saison hatte einfach noch nicht begonnen. „Hauptsache weg hier“ war demnach das Motto am dritten Tag und so nahm die Nis Puck Kurs Richtung Süden mit dem Ziel Rocella Ionica, Marina de la Gracie! Da dies eine Strecke von ca 130 sm ist, war somit ein Nachttörn unvermeidbar. So legten wir erst um 18:00 in Leuca ab nachdem der Wind nachgelassen und in ein für uns günstige Richtung gedreht hatte. Die erste Stunde konnten wir noch schön segeln, dann schlief der Wind ein und wir mussten bis zum Morgen bei unangenehmer alter See motoren. Das veranlasste uns nach 86 sm die Marina Le Castella auszuprobieren. Die Einfahrt ist etwas verwinkelt und schmal, links im Fahrwasser schwammen ein paar Plastikflaschen zusammen gebunden an einer Leine. Sie sollten wohl eine Untiefe markieren. Trotz 2m Abstand rumste es im nächsten Augenblick, wir waren mit unserem Kiel gegen einen Fels oder Betonbrocken gelaufen. Wir hatten so etwas schon befürchtet und waren entsprechend langsam unterwegs. Nun musste doch der Hubkiel hochgezogen werden um über das Hindernis hinweg in den Hafen einlaufen zu können. Nachdem die Nis Puck fest war kamen unabhängig voneinander 2 Zuständige der Hafenbehörde und befragten uns über die Untiefe. Und siehe da, am nächsten Morgen wurde der Brocken mittels Autokran entfernt! Welch Döspaddel, das hätten sie auch schon viel früher machen können, denn die Plastikflaschen waren nun auch verschwunden und wir konnten beim Verlassen der Marina ungehindert mit Hubkiel unten rausfahren. Das Castell wurde natürlich zuvor noch einer Besichtigung unterzogen, ansonsten hatte der Ort nicht allzu viel zu bieten. Nun ging es also nach Rocella Ionica, Marina de la Gracie mit Hafenmeister Francesco der uns in „bester“ Erinnerung geblieben ist. Er hatte auf unserem Hinweg vor 2 Jahren ein Riesentheater gemacht weil wir ohne auf seine Rufe über UKW-Funk zu reagieren (war leise gestellt weil die Italiener auf Kanal 16 immer rumquatschen) durch die versandete Einfahrt in seine heilige Marina de la Gracie eingelaufen sind. Er bekam sich gar nicht mehr ein und palawerte wild gestikulierend die ganze Zeit. Endlich haben sie die Zufahrt ausgebaggert und Francesco brauchte sich diesmal nicht über uns aufzuregen. Unterwegs tauchten plötzlich Delphinflossen in Sichtweite auf. Sie kamen näher und einer begleitete uns ein Stück, tauchte immer wieder mit dem Kopf kurz aus dem Wasser – es war ein Rundkopfdelphin mit der typischen stumpfen Schnauze.
Dies mal wollten wir endlich die berühmte Pizzeria im Hafen von Rocella Ionica testen, doch nix war, alle Läden und Pizzerien waren geschlossen wegen neuer Vergabe der Konzessionen, vielleicht wegen Mafiabekämpfung? Also musste wieder die Bordküche ran, danach gab es noch eine Nachtschicht Wäsche waschen bis wir endlich um Mitternacht müde in die Koje fielen.
Die italienischen Hafenpreise in der Vorsaison (45-60 €) und auch das schlechte Wetter luden nicht zum Verweilen ein. So ging es am nächsten Morgen schon wieder früh los denn die nächste Etappe bis Reggio di Calabria war 63 sm lang und bietet keine Häfen oder brauchbare Ankerbuchten. Überwiegend motorend erreichte die Nis Puck das Ziel gegen 20:00. Zur Begrüßung gab es etwas später eine Gewitter und die ganze Nacht Regen satt mit viel Wind so dass Wasser selbst durch verschlossene Pilzlüfter nach innen eindrang und natürlich auf unsere Koje tropfte Da hieß es am nächsten Morgen erst mal alles wieder trocken legen, dann noch schnell einkaufen und Nachmittags Leinen los trotz ungünstiger Tide für die Durchfahrt der Straße von Messina. Auch der Nordwind von 8-10kn auf die Nase konnte uns nicht bremsen und so passierten wir die Straße von Messina viel unspektakulärer als es in Revierführen beschrieben wird. Max 3kn Strom gegen an, aber nur ein kleines Stück an der engsten Stelle, danach konnten wir die Genua zur Unterstützung ausrollen. Wenig Verkehr: ein Kreuzfahrer, 4 Frachter, ein paar Yachten, 4 Fähren und die Guardia di Finanzia mit Schnellboot, doch das verteilte sich auf die ca. 6 sm lange und ausreichend breite Straße von Messina. Danach entlang der Nordküste Siziliens bis Milazzo wo abends im Dunkeln dann endlich der Anker im Grund verschwand. Die Dorade mit Gemüße war schon im Backofen fertig geschmort und so fielen wir nach einem leckeren Abendessen müde in die Kojen. In Milazzo hatten wir auf der Hinreise abwettern müssen, diesmal war schönes Wetter und die Stadt mit den Raffinerien wirkte schon viel freundlicher. So erklommen wir die Festung, nur leider etwas zu spät denn um 16:30 wurde schon wieder geschlossen. Trotzdem ein herrlicher Ausblick auf die Bucht in der die Nis Puck ankerte.
Nach ein Paar Einkäufen kehrten wir zu unserem Dingi zurück welches inzwischen halb geflutet am Strand lag. Was war hier denn los? Erst dachten wir an einen Kinderstreich, kamen aber zu der Überzeugung dass es Mitglieder des Segelclubs gewesen sein müssen an deren Strand wir angelandet sind, allerdings ohne zu fragen da niemand weit und breit zu sehen war. So kann man seinen Unmut auch äußern!
Bei wenig Wind ging es die 25sm rüber zu den Äolischen Inseln die wir vor 2 Jahren wegen eines Unwetters frühzeitig verlassen mussten. Wieder ankerten wir zuerst in der
westlichen Bucht auf Vulcano, wollten eigentlich 2 Nächte bleiben aber der Wind drehte und nahm an Stärke zu, so dass wir nach der ersten Nacht morgens vor dem Schwell in die geschützte Bucht von Lipari wenige Meilen entfernt flüchteten. Ein Ankerplätzchen gab es
nicht da der einzige Platz direkt neben einem löschenden Tanker gewesen wäre. So freute sich der Betreiber einer schaukelten Steganlage über den Fuffi Liegegeld, in der Hauptsaison wäre es das dreifache gewesen! Immerhin inklusive Strom, Wasser und Internet. Da die Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs sind gibt es wegen des steil abfallenden Ufers nur sehr wenige Ankerplätze.
Nach einem ausgiebigen Frühstück stand Sightseeing im Programm, leider etwas eingeschränkt da mein Knie längere Touren nicht zulässt. Eine Enoteca verwöhnte uns mit lecker ital. belegten Brot und Kaffee, den Wein haben wir so früh dann mal weg gelassen. Überhaupt müssen wir bei Alkohol auf die Bremse treten, nur allzu leicht gewöhnt man sich an Ankerschluck & Anlegerbierchen. Und da sich jeder Tag für uns wie Samstag anfühlt legen wir regelmäßig alkoholfreie Tage ein.
Am Nachbarsteg lag die Prüveda, eine alte holländische Stahlsegelyacht mit Schweizer Flagge. Da mir der Name bekannt vor kam googelte ich mal und siehe da die Eigner Wolfgang und Ursula aus der Schweiz haben eine Internetseite die ich schon mal beim Stöbern besucht hatte. Das Besondere an dem Schiff ist das Dschunkenrigg das die beiden im Zuge des 6-jährigen Totalrefits installiert hatten. So kamen wir in Kontakt und plauderten ein Stündchen bei Kaffee (ohne Schuß!), wirklich zwei sehr nette und unterhaltsame Schweizer.
Uns war der Steg zu schaukelig für die 50€ und da der Tanker verschwunden war legten wir uns neben die Marina vor Anker, natürlich inkl. Ankerkino: da jeder Steg einem anderen Betreiber gehört versuchen die Marineros verzweifelt durch Winken und Rufen jede neu ankommende Yacht an ihren Steg zu lotsen, dann wollte ein Charterschiff mit einer jungen italienischen Crew vor uns ankern, offensichtlich ohne Erfahrung denn sie fuhren den Anker nicht ein. So trieben sie drei mal ab bei den knapp 20kn Wind und gaben schließlich auf. Die nächste Yacht kam mit vertüttelten Vorschoten und gerissenem Vorsegel und drehte eine halbe Stunde Kreise vor unserer Nase bis sie endlich das Vorsegel geborgen hatten. Der Wind ließ nach und wir hatten eine ruhige Nacht, viel besser als am Steg wo Nis Puck durch die Wellen heftig an den Festmachern gezerrt hatte.
Am nächsten Morgen ging es Anker auf und Kurs in Richtung der Insel Salina, nur gut 9 sm von Lipari entfernt. So fiel schon kurz vor Mittag der Anker, das Dingi wurde startklar gemacht und wir machten uns auf den kleinen Ort Santa Marina zu erkunden. Entgegen einem Bericht eines Revierführers dass nach Salina nur wenige Fähren fahren und wenig Tourismus herrscht sausten die Schnellfähren im gefühlten Stundentakt in den Hafen und es tummelten sich auch ein paar Touristen, auch wenn insgesamt auf Grund der Vorsaison noch wenig los war.
Der Ort machte einen gepflegten Eindruck und hatte einige Überreste aus römischer Zeit zu bieten. Kunst gab es auch: ein einbetoniertes Fahrrad! Was man mit einem alten Fahrrad nicht alles machen kann.
Auf dem Rückweg stotterte plötzlich der Außenborder und ging kurzerhand aus. Der erste Gedanke bewahrheitete sich – kein Sprit mehr. Also ran an die Riemen und die letzten 200m gerudert. Nach dem Auffüllen des Tanks weigerte sich das Motörchen jedoch standhaft anzuspringen, das kannte ich schon. Also Werkzeug raus, Vergaser abbauen, zerlegen, reinigen und wieder anbauen. Erneut eine sportliche Einlage und nach 10 mal ziehen und gutem Zureden heulte der Motor in seinem typischen Zweitaktersound auf.
Die Insel erkundeten wir am nächsten Tag per Bus und stiegen an verschiedenen Orten aus um ein wenig Sightseeing zu genießen.
In Rinella gab es ein nettes Cafe mit Ausblick zum Meer welches natürlich gleich „gestürmt“ wurde da wir noch reichlich Zeit bis zum nächsten Bus hatten. Zurück in Santa Marina gönnten wir uns noch eine Pizza mit Meerblick ehe es zur Nis Puck zurückging.
Als Highlight der Eolischen Inseln wollten wir natürlich noch Stromboli besuchen. Also ging es am nächsten Morgen, leider bei wenig Wind, Anker auf und Kurs Panarea, einer kleinen Insel auf dem Weg nach Stromboli. Nach 15 Seemeilen konnten wir endlich die Segel setzen, jedoch schlief er nach 5 sm schon wieder ein so daß die eiserne Genua uns bis S. Vincente auf Stromboli schieben musste. Auf dem Weg lag der Vulkan, regelmäßig war ein Grollen zu hören gefolgt von Rauchschwaden und teilweise in den Himmel schießender Lava, alles in sicherer Entfernung. Das Schauspiel wollten wir uns gern noch bei Nacht ansehen, so hieß es früh aufstehen und um 4:00 Uhr Anker lichten um noch einmal die 4 sm zum Vulkan zu fahren. Doch leider war nur ein feuriges Leuchten in den Wolken zu sehen die den Gipfel von Stromboli umhüllten. Mit Beginn der Morgendämmerung tuckerte die Nis Puck gen italienisches Festland, Tropea war das Ziel. Ein netter wenn auch touristisch überlaufener Ort, hoch über dem Wasser auf einem Felsvorsprung gelegen. Da in Italien die Hafengebühren unverschämt hoch sind ankerten wir wieder mal direkt neben der Marina. Das ging nur da wenig Wind herrschte und somit die Wellen erträglich waren. Die Ausflugsboote aus dem Hafen machten sich allerdings den Spaß gleich mit Fullspeed direkt neben uns vorbeizubrettern so dass Nis Puck doch ordentlich ins Schaukeln kam, das hörte aber abends auf und tagsüber waren wir nicht an Bord. Wäschewaschen war auch wieder mal angesagt und wir wussten von unserem letzten Besuch dass in der Marina Waschmaschinen für Gäste vorhanden sind. Fehlte nur der Zugangscode – aber den verriet uns die Crew einer deutschen Segelyacht im Hafen, man muss halt nur nett fragen. So war die Wäsche fertig als wir von unserem Tropeabesuch inkl. Eis schlemmen und Einkauf wieder in die Niederungen des Hafens herunterstiegen.
Kaum zurück an Bord kam ein Fischer vorbei und fragte ob wir Fisch wollten. Wir verstanden was von Orata was Doraden gewesen wären und bejahtren. Nach 20 min kam er wieder mit einer Tüte in der 2kg Fisch waren, nur leider keine Doraden sondern eine uns unbekannte Sorte bereits geköpfter Fische, jedoch nicht ausgenommen. Nun ja, irgendwann macht man alles zum ersten Mal und so stand ich mit Messer bewaffnet auf der Badeplattform und nahm an die 20 Fische aus, es dürfte sich um Sardinen gehandelt haben, aber ganz sicher waren wir nicht. Die Zubereitung erfolgte im Backofen, das Resultat überzeugte nicht ganz da der Fisch mit zahlreichen kleinen Gräten gespickt war. Das nächste Mal gibt es wieder Dorade, frisch und fertig ausgenommen!