Nachdem nun alle relevanten Arbeiten am Schiff erledigt waren und der Wind zu passen schien, konnten wir am 14. April früh morgens endlich den Hafen von Almerimar verlassen.
Knapp 70 Seemeilen bis zu unserem Tagesziel Garrucca lagen vor uns. Wir setzten sofort hinter der Hafeneinfahrt die Segel, konnten jedoch den ganzen Törn nicht auf den Motor verzichten. Zunächst war der Wind zu schwach und später am Nachmittag kam er genau von hinten. Unterwegs beobachteten wir auf dem AIS die Segelyacht Giramonda, die wohl ebenfalls morgens aus Almerimar ausgelaufen war. Auch sie machten im Hafen von Garrucca fest und wir tranken unseren Anlegerschluck gemeinsam auf der Nis Puck. Der Hafen von Garrucca ist eine völlige Fehlkonstruktion. Hinter der breiten Einfahrt, in der auch große Frachter regelmäßig einlaufen, fehlt ein Schutzwall für den Yachthafen. Die Schwimmstege schaukelten so heftig auf und ab, dass es permanent in den Festmacherleinen ruckte und die Fender zu platzten schienen. Der Marinero versicherte uns, dass es in der Nacht ruhiger werden würde, womit er glücklicherweise auch Recht behielt.
Am 15. April legten wir um 9:15 Uhr in der Marina ab. Am Nachmittag fiel nach 42,5 Seemeilen der Anker in der Cala Salitrona ins Wasser.
Nach den unzähligen Nächten in den verschiedenen Häfen genossen wir die Ruhe und die Natur in der schönen Bucht unweit von Cartagena. Nach ca. 2 Stunden begann es zu schaukeln. Wir hofften, dass es in der Nacht wieder ruhiger werden würde, was allerdings nur ein Wunschdenken war. Nach einer schlaflosen Nacht hielt uns um 6:00 Uhr morgens nichts mehr in den Kojen und wir beschlossen schnellst möglich Anker auf zu gehen um im Hafen von Cartagena zu frühstücken. Mit Entsetzen stellten wir fest, dass der Motor nicht ansprang. Da wir die Starterbatterie bereits ausgetauscht hatten, konnte es nur noch der Anlasser sein. Nachdem Martin sämtliche Tricks angewandt hatte, stand fest, dass wir ohne fremde Hilfe dort nicht mehr wegkamen. Also rief Martin Maria und Ulli von der Giramonda an und bat um Schlepphilfe, denn wir wussten das sie im Hafen von Cartagena lagen. Ohne zu zögern, obwohl sie eigentlich an dem Tag weiterwollten, organisierten sie im Hafen einen Platz an dem wir längsseits anlegen konnten und holten uns in der 8 Seemeilen entfernten Bucht ab. Das war natürlich mehr als nett von den Beiden und wir bedankten uns mit einem Abendessen und ersetzten ihnen die Dieselkosten, was ihnen eigentlich schon zu viel war.
Da wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Mühlen in Spanien sehr langsam mahlen und Pakete mehrere Tage brauchen bis sie ihr Ziel erreicht haben, bestellte Martin noch am selben Tag einen neuen Anlasser in Deutschland. Gleichzeitig erkundigte er sich im Marinabüro nach einem Boschservice. Ich staunte nicht schlecht als mittags ein Techniker vorbeischaute. Er nahm den bereits ausgebauten Anlasser mit, testete ihn, bestellte einen neuen Magnetschalter und brachte ihn fertig zusammen gebaut am selben Abend noch vorbei. So kann es auch gehen, da waren wir sehr angenehm überrascht! Jetzt hatten wir das Problem, dass wir auf den bestellten Anlasser warten mussten, einmal zu schnell reagiert.
Die Zeit dort nutzten wir natürlich um die aus der Römerzeit geprägten historische Stadt Cartagena zu besichtigen. Wir radelten durch die Altstadtgassen, hinauf zum Castillo de la Concepcion, besichtigten das Teatro Romano und schauten uns in einem Park die Ruinen einer Windmühle an.
Als nach 5 Tagen unser Paket mit dem Anlasser geliefert wurde und wir auch noch unsere deutsche Gasflasche auffüllen lassen konnten, passte der Wind mal wieder nicht. Es ist zum Verzweifeln. Nach wochenlangem Westwind drehte er nun auf Nord/Ost, genau in die Richtung wo wir hinwollten.
Am 21. April verließen wir die Marina in Cartagena früh morgens, da der Wind etwas günstiger gemeldet war. Nachdem wir im großen Hafenbecken noch Segel setzten konnten, kam uns ein kleines Fischerboot in die Quere, der noch in der Hafenausfahrt seine Fischerleinen ausbrachte und uns wild gestikulierend klar machte Abstand zu halten. Er kreuzte dann permanent vor uns her, so dass wir mit einigem Abstand sehr langsam hinter ihm her tuckerten. Als wir nun endlich die Hafenausfahrt passiert hatten, sahen wir in einiger Entfernung ein Kreuzfahrtschiff auf uns zu kommen.Wir dachten jetzt nur noch raus aus der großen Bucht von Cartagena und nach Süden abdrehen. Doch dann kam uns von rechts ein Boot der Guardia Civil entgegen, dem wir ja unmöglich die Vorfahrt nehmen konnten. Als sie an Backbord mit uns auf einer Höhe waren, wiesen sie uns an nach Westen aus zu weichen und dem Kreuzfahrer Einlass zu gewähren. Zur Krönung wurden wir dann noch von dem Port Control per Funk gebeten auf den einlaufenden Verkehr zu achten. Da musste ich mich dann wirklich zusammen reißen um freundlich zu antworten: YES WE WILL KEEP CLEAR, THANK YOU, OVER AND OUT!!!
Die Segel waren gesetzt, der Wille war da, doch bei Welle und Wind gegen an, war ohne Motorkraft an ein vorwärts kommen nicht zu denken. Wir schafften so gerade noch die Brückenöffnung zum Mar Menor um 12:00 Uhr und ankerten um 13:40 Uhr vor der Isla Perdiguera, in der größten Salzwasserlagune Europas. Hier heißt es nun wieder abwettern, aber da haben wir ja mittlerweile Übung drin.