… und tschüss Tunesien

Die Zivilisation hat uns wieder – wir sind auf Isola di Pantelleria angekommen!

Aber der Reihe nach. Der zweite Tag in Bizerte war von Schlechtwetter geprägt, Regen und viel zu kalt für die Jahreszeit, dazu noch recht heftiger Wind. Wir blieben also die meiste Zeit an Bord und fuhren erst am Nachmittag zum Cafe um Internetverbindung zu bekommen und besuchten noch die Altstadt innerhalb der Festung. Ein Labyrinth in dem man sich fast verlaufen konnte.

CIMG9802-kleinNach drei Tagen war wieder günstiger Wind für uns vorhergesagt und so warfen wir in aller Frühe (4:00 Uhr Ortszeit) die Leinen los und segelten über die Bucht von Tunis nach Kelibia. Eine Strecke von fast 80 Seemeilen die wir in 15 Stunden bewältigten und mit dem letzten Büchsenlicht in Kelibia festmachten. Wir wussten ja, dass dies ein reiner Fischereihafen ist und keine Marina für Yachten vorhanden ist, aber ganz so heftig hatten wir uns das nicht vorgestellt. CIMG9804-kleinEs roch doch sehr intensiv nach vergammelten Fisch und in dem trüben Hafenwasser trieb allerlei Müll und die Ölreste gaben den farbigen Schimmer dazu. Wir mussten im Päckchen neben einem Boot festmachen auf dem noch bis abends 10 geschliffen und gearbeitet wurde. Der Steg gehörte zur Garde National, insofern lagen wir wenigstens sicher. Überall liefen verwilderte Katzen herum und suchten im Abfall nach etwas nahrhaftem. Am nächsten Tag fuhren wir mit den Rädern in den sehr belebten Ortskern von Kelibia und suchten Bank sowie Supermarkt auf. Frischen Fisch bekamen wir in einem kleinen Fischladen sowie Baguette beim Bäcker, somit waren unsere Vorräte wieder aufgefüllt. CIMG9807-kleinDanach noch ein Ausflug zur Festung von der es einen herrlichen Ausblick auf das Meer und die Küste gab. Auf dem Rückweg noch beim Hafenkapitän die Gebühren von 60 Dinar für 2 Nächte gelöhnt und an Bord lecker gekocht. Die Grenzpolizei informierten wir noch, dass wir am nächsten Tag um acht los wollten und fragten ob noch eine Gebühr zu entrichten sei. DSC_0184-kleinNein, alles kein Problem, morgen um acht mit Pässen vorbeikommen und dann würde auch der Zoll kurz vorbeischauen. Hörte sich alles unkompliziert an, war es aber natürlich nicht. Denn keiner hatte uns gesagt, dass man zur Ausreise eine Wertmarke in den Pass kleben muss die man aber nur in der Stadt bekommt und nicht bei der Grenzpolizei im Hafen! Also nix morgens um acht los. Wir waren zwar schon zur Tankstelle im Hafen gefahren und hatten dort all unsere Dinar in Diesel (ca. 0,65 €/l) umgesetzt, aber das ausklarieren gestaltete sich dann doch schwierig. Denn der herbeigeilte Border Police Officier eröffnete uns die Erfordernis eben dieser Wertmarke und zitierte den Skipper ins Büro. Dort fand dann eine lautstarke Diskussion statt, man telefonierte herum um zu klären ob samstags die erforderlichen Wertmarken zu bekommen sind und deutete uns an, ggfls bis Montag warten zu müssen. Eine Hoffnung gab es noch: in einem Tabakladen sollten die Wertmarken zu bekommen sein. Zurück beim Tankwart bot sich ein zufällig anwesender Fischer an mit mir auf seinem altersschwachen Moped in die Stadt zu fahren und die Wertmarken zu besorgen. Nach einem abenteuerlichen Ritt auf dem fast zusammenbrechenden Moped kamen wir schließlich bei Bank (Dinar waren ja ausgegeben) und beim Tabakladen an. Dort mussten die Marken erst organisiert werden, natürlich teurer als beim Amt.CIMG9831-klein Der Mopedfahrer verlangte ständig nach mehr Geld, aber ich hatte ihm schon die letzten 20 Dinar gegeben, das musste reichen. Hinterher wollte er noch Alkohol, möglichst harten und jammerte wegen seiner angeblichen 3 Kinder, also noch ein paar Euro extra, einfach unglaublich. Dann wieder zur Polizei, die zurück mit einem unfreundlichen Zollbeamten der kurz unser Schiff inspizierte und fragte wann wir los wollten. Wir mussten dann umgehend ablegen und die Herren sahen uns nach bis wir den Hafen verlassen hatten, welches wir mehr als gerne taten.

CIMG9832-kleinMit wieder günstigen Winden, diesmal aus Süd, ging es endlich um 11:30 nach Pantelleria welches wir kurz vor Dunkelheit erreichten und im Stadthafen direkt neben einer Imbissbude festmachten. Doch Lisa hatte unterwegs schon etwas Leckeres gezaubert und so genossen wir den Abend im Cockpit in einem fast leeren Hafen und nettem Ambiente ohne Gammelfischgestank und Müll – sehr wohltuend! Dazu noch kostenlos der Liegeplatz.

Fazit zu Tunesien: Dreckig, laut (der blecherne Sound des Muezzin nervt einfach nur) und ständig werden Geld und Geschenke erwartet. Eindeutig nicht unsere Welt. Sicherlich gibt es in Tunesien auch schönere Orte als Bizerte und Kelibia, aber der allgegenwärtige Müll wird woanders auch da sein. Unser Favorit wird es nicht. Und preislich, wenn man das ganze Bakschisch berücksichtigt, bleibt da auch kein großer Vorteil mehr. Auf eine Anfrage per email, nach vorheriger telefonischer Kontaktaufnahme, hat die Tunesische Botschaft in Berlin bis heute übrigens auch nicht geantwortet.

Gruß von der Crew der Nis Puck

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Eine Antwort zu … und tschüss Tunesien

  1. Jürgen Tiemann sagt:

    Hallo Ihr Beiden,

    vielen Dank für die offenen Worte. Dann wird das mit uns und Tunesien wohl nichts. Ich hasse diese Handaufhalterei und Gabi würde abdrehen.

    Bin schon gespannt auf Euren Malta-Aufenthalt.

    Viele Grüße
    Gabi und Jürgen

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