Durch’s Nadelöhr in die Ägäis

Von Zankinthos in den Golf von Korinth.

Nachdem wir eine ruhige Nacht in der Schildkrötenbucht von Zakinthos verbracht hatten hieß es Anker auf und Kurs auf den Golf von Patras. Ein festes Ziel hatten wir für diesen Tag nicht und so suchten wir uns nach 26 sm motoren (Wind wieder mal nicht vorhanden) einen geeigneten Ankerplatz bei der Ortschaft Killini. Dort gab es zwar auch einen Hafen, aber der war mit Fischern überfüllt, flach und sehr schmutzig. Wir machten einen Landfall und einen Spaziergang durch den kleinen Ort. Ein trostloses Nest, aber immerhin 3 große Restaurants, die aber waren quasi leer. Die Krise war hier deutlich zu spüren und dies bestätigte auch die Restaurantbesitzerin, übrigens eine Deutsche, bei der wir unseren Hunger mit Tzatziki, griechischen Salat und Souvlaki stillten.

CIMG0837-kleinAm nächsten Morgen ging es dann in den Golf von Patras. Endlich war wieder einmal die Gelegenheit da den „neuen“ Blister auszupacken und so segelten wir bei beschaulichen 7kn Wind mit 4-5 Knoten nach Kato Ashia. Eigentlich nur ein Fährhafen dafür aber mit eigener Kirche auf der Pier, es gibt aber auch einen kleinen Yachthafen. Sah alles nicht so einladend aus und so ankerten wir neben dem Hafen vor einem noch geschlossenen Restaurant. Der ausdauernd bellende Haushund nervte doch nachhaltig beim Dinner im Cockpit und so fanden wir auch bald den Weg in die Kojen.

CIMG0852-kleinUnser nächstes Ziel war Patras, welches über einen Handelshafen, Fährhafen und Marina verfügt. Wir hatten gelesen, dass man bei einer Übernachtung für 2 Tage bezahlen muss da 24:00 Uhr der Zeitpunkt für die Berechnung der Tage ist – griechische Logik!! Aber freundlicherweise gab es zur Zeit 100% Rabatt für den zweiten Tag so dass wir also nur 1 Tag bezahlen mussten. Strom CIMG0849-kleinund Wasser gab es natürlich auch. Beim Laden der Bordbatterien bekam Luca in seiner Bugkajüte heiße Füße, Grund war eine defekte Batterie die sich beim Laden stark erhitzte. Also gleich zum Ship Chandler (Bootsausrüster) der eine passende nicht da hatte aber freundlicherweise den Kontakt zu einem andern Händler herstellte. Dort die Batterie bestellt und zum Hafenmeister um nochmal um CIMG0873-kleineinen Tag zu verlängern bis die Batterie geliefert wurde. Da ich ihm wegen des guten Service schon einmal Trinkgeld gegeben hatte entfiel auch die Gebühr für die 3. Nacht, da kann man nicht meckern 3 Tage für 32,- €. In Italien wären so um die 200,- € fällig gewesen. Die Zeit in Patras nutzten wir natürlich auch wieder zum Sightseeing und Einkaufen, Lidl wird’s gefreut haben. In Patras waren im übrigen auch immer Schlangen an den Geldautomaten zu sehen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm 4. Tag ging es dann endlich wieder weiter und wir durchquerten die markante 2252m lange Charilaos-Trikoupis Hängeseilbrücke zwischen Rion unt Antirrion in der Nähe von Patras mit dem Ziel Golf von Korinth. Erster Zwischenstopp war die Nisis (=Insel) Trizonia. Mal wieder Wind genau auf die Nase, zum mühsamen Aufkreuzen keine Lust, also wieder mal motort. Vor dem Hafen fanden wir ein DSC_0347einigermaßen geschütztes Ankerplätzchen neben einem anderen deutschen Segler der bei der Annäherung schon panisch Zeichen zum Abstand halten gab. Beim CIMG0898-kleinRundgang durch den Hafen gab dieser ein eher trostloses Bild ab, es lagen hier viele runtergekommene Schiffe, die Masten einer im Hafen gesunkenen Ketsch ragten als Mahnmal heraus. Auf einem Katamaran mit deutscher Flagge CIMG0904-kleinwurde fleißig gewerkelt, da musste ich doch mal ein freundliches Hallo loswerden. Wie es so kommt kamen wir mit Heinz und Angie ins Gespräch und saßen ca. 2 Stunden bei Ihnen im Cockpit um dann festzustellen, dass ich schon mal Kontakt zu Ihnen hatte. Auf der Suche nach einem Schiff vor 3 Jahren hatte ich mich für ihr Vorgängerschiff, eine van de Stadt37 aus Stahl interessiert. Nun hatten sie sich diesen heruntergekommenen Katamaran von einem Engländer gekauft und liebevoll wieder aufgebaut. Durch sie erfuhren wir auch, dass der Hafen kostenlos ist, kein Wunder also dass da alle möglichen „verarmten“ Schiffe lagen. Und liebe Griechen: so wird das nix mit Wirtschaftaufschwung: schöne Insel mit Hafen, und der für lau!

CIMG0914-kleinWir sind dann noch am Nachmittag wieder los hatten aber nicht damit gerechnet, dass der Wind uns mit 30 kn auf die Nase blasen würde. Nach etwas Gegenansegeln haben wir uns dann für die Variante Motorsegeln entschieden da wir noch vor Dunkelheit in Galaxidi ankommen wollten. Der Hafen von Galaxidi ist recht klein und so versuchten wir erst gar nicht einen Platz dort zu bekommen, zumal der Schwell direkt in den Hafen stand. Also noch 2 sm weiter an den nördlichen Rand der Bucht wo das Geschaukel vor Anker erträglich war. Uns folgte eine Superyacht die erst vor dem Hafen ankerte, können eben doch noch was von Seglern lernen:-)

Am nächsten Morgen haben wir uns dann vor den Hafen verlegt und sind zum Landgang mit dem Dingi bis tief in die Bucht gefahren. Ein bisschen Sightseeing, etwas einkaufen und ein Mittagssnack, schon waren wir wieder auf dem Wasser, sprich wir durften mit dem Dingi durch die unangenehme Welle gegenan zum Schiff zurück. Feucht-fröhlich kamen wir dementsprechend auf der Nis Puck an und machten uns auf den Weg Richtung Korinth. Wir hatten überlegt am nächsten Tag den Kanal von Korinth zu passieren und wollten noch 1 Tag Puffer haben, denn dienstags ist der Kanal geschlossen.

Bis nach Korinth hatten wir es nicht ganz geschafft und so liefen wir mit dem letzten Büchsenlicht nach einem schönen Segeltag in Kiato ein und machten längsseits an der großen Pier fest. Neben uns lagen schon Segler so dass wir davon ausgingen, dass die Pier nicht für Fähren oder Handelsschiffe gebraucht wird. Kein Service aber dafür mal wieder kostenlos, die Bordkasse hat es gefreut.

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Die Brücke vor dem Kanal wird zur Durchfahrt abgesenkt

Am nächsten Morgen haben wir noch den obligatorischen Rundgang durch die Stadt gemacht und die Pflicht erledigt: einkaufen (ja schon wieder, denn in Galaxidi gab es fast nix), Internet nachladen, Müll entsorgen. Danach kam die Kür: klar Schiff und auslaufen Richtung Kanal von Korinth welchen wir nach ca 1 Stunde erreichten. Wir fuhren schon mal ins Vorbecken und meldeten uns wie vorgeschrieben über Funk an. Nach 15 Minuten warten wurden wir wieder raus geschickt um den Gegenverkehr durchzulassen. Uns blieb nichts anderes übrig als nebenan vor dem Strand zu ankern und zu warten. Es gesellte sich ein kleineres Schweizer Segelboot zu uns und die Crew fragte nach Details zur Durchfahrt. Nachdem sie die Infos von uns bekommen hatten versuchten sie sich auch über Funk anzumelden, jedoch konnten Sie die Antworten des immer ungeduldiger werdenden Kanalwärters, vermutlich wegen einem Defekt am Funkgerät, nicht hören. Also sprangen wir ein und sagten dem echauffierten Hafenwärter Bescheid und konnten dann auch endlich in den Kanal einfahren.

CIMG0944-kleinDer Kanal ist schon recht beeindruckend mit den max 76m aufragenden Felswänden und wir wunderten uns wie da ein kleines Kreuzfahrtschiff durchpasst, insbesondere wenn man den schlechten Unterhaltungszustand der Uferbefestigungen sieht. Dafür dass dies der teuerste (für uns 181,- €!) Kanal der Welt ist, wird er äußert dürftig unterhalten. Im Gegensatz dazu CIMG0965-kleinsah das Gebäude der Kanalverwaltung, wo wir nach der Durchfahrt abkassiert wurden, umso gepflegter aus! Nach 6,3 km und ca. 1 Stunde waren wir durch und suchten uns einen ruhigen Ankerplatz in der Bucht Ormos Kenkhreon, dort übernachteten wir auch.

Tags darauf sind wir 25 sm teils gesegelt teils motort zur Insel Nisos Agkistri, südlich der Insel Ägina (da wo Herr Vourofakis das WE verbringt anstatt bei einer wichtigen CIMG1005-kleinAbstimmung im Athener Parlament zu sein) gelegen. Dort fanden wir in einer halbkreisförmigen Bucht einen sehr schönen Ankerplatz mit klarem Wasser und machten mit Landleine vor Anker fest. Abends wurde dann der Grill auf der Badeleiter platziert und was Leckeres geschmort, ein kühles Bier zum Sonnenuntergang – Mensch was brauchst du mehr?

Der sanfte Wellengang hatte uns in den Schlaf geschaukelt und die Sonne am nächsten Morgen mit ihren ersten Strahlen wieder wachgeküsst. Nach dem obligatorischen Morgenbad bei 25 Grad Wassertemperatur blies uns ein unbeständiger Wind zur Insel Ägina, in der Bucht Ay Marina ankerten wir bei ordentlich Schwell zwischen vielen Charteryachten. Der Ort ist sehr touristisch CIMG0997-kleingeprägt und es fiel uns wieder einmal auf wie leer die Restaurants waren und wie viele Geschäftslokale verwaist waren. Hier haben die Linken in Griechenland ganze Arbeit geleistet und die Wirtschaft des Landes innerhalb eines halben Jahres ruiniert. Das die Griechen diese Regierung samt Herrn Tsipras nicht zum Teufel jagen verwundert mich schon. Aber sie haben ja auch keine Alternative. Alle Parteien korrupt und das Sagen haben offensichtlich die alteingessenen Familienclans. Ein Grieche antwortete uns auf die Frage nach der Ursache für die Krise: 95% der Griechen sind korrupt, es läuft nichts ohne Fakelaki.

Wir haben die Wirtschaft mit einem Restaurantbesuch sowie Einkäufen angekurbelt:-)

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AIS-Signal (oberes Dreieck) und Frachter live in nächstem Bild

Am 24.07. ging es weiter zur Bucht Ormos Varis am Festland. Dazu mussten wir ein Verkehrstrennungsgebiet (quasi Autobahn auf dem Wasser)queren. Die Fähren und Frachter fuhren in jeder Richtung 2-spurig so dass wir nur mit Mühe eine Lücke fanden. Ein Frachter meinte dann auch mal sein Horn testen zu müssen obwohl wir längst durch waren und er hätte auch seinen Kurs CIMG1027-kleinetwas ändern können, schließlich hatten wir  ja die Segel oben. Der Ort Varkizis in der Bucht ist ein reiner Touristenort und wenig sehenswert. Am nächsten Tag segelten wir an der Bucht von Vouliagemeni vorbei. Da hier die Schönen und die Reichen wohnen ist in der Bucht Ankern verboten, es sei denn man hat eine Ausnahmegenehmigung, Fakelaki lässt grüßen. Ziel an dem Tag war eine Marina in der Nähe von Athen zu finden, denn Luca sollte am 26.7. von Athen ins kalte Deutschland fliegen. Viele Marinas im Großraum Athen sind für Dauerlieger, also entsprechend schwer ein Platz zu finden. Wir ankerten vor der Marina 4 von Glyfada, einem Vorort von Athen. Mit dem Dingi am Samstag in die Marina um zu erfahren, dass man Montag erst mal zur Stadtverwaltung müsse um einen Liegeplatz zu bekommen! Das haben wir denn auch getan und mal wieder live erlebt wie umständlich eine Verwaltung in Griechenland funktioniert. Insgesamt 5 Mitarbeiter waren in den Vorgang involviert der dann sagenhafte 25,60 € Gebühr einbrachte. Noch Fragen? DSC_0394-kleinDen Platz den man uns dann in der Marina zuwies war zwischen den dicken Motoryachten der Schönen und Reichen von Athen. Den ganzen Tag, nein die ganze Woche bis Freitag wurde von Angestellten an den Schiffen poliert (auch die Propeller unter Wasser!), geputzt und repariert, gebunkert und verproviantiert damit dann am Freitag nachmittag die mit BMW, Audi und Co vorgefahrenen Herrschaften losdüsen konnten, mit entsprechend Personal an Bord. Krise – welche Krise?

Am zweiten Tag, kurz bevor wir die Marina eigentlich wieder verlassen wollten passierte es dann: Lisa bekam einen Hexenschuss und konnte sich kaum noch bewegen. Oh je, jetzt war guter Rat teuer. Erst mal Liegeplatz verlängert und mit Bordmitteln versucht die Schmerzen zu lindern. Als am nächsten Tag da keine Besserung in Sicht ein Krankenhaus gesucht. Dabei half der ADAC der deutschsprechendes Personal in Athen hat. Zum Glück war eine Klinik nicht weit vom Hafen und so fuhren wir mit dem Taxi dahin. Super Klinik, kein Wunder Privatkinik, und der Arzt sehr bemüht und sprach Englisch. Ohne Wartezeit nach knapp 1 Stunde geröntgt, diagnostiziert und um 98 Euro erleichtert wieder auf dem Weg zum Boot. Deutsche Taxifahrerin hielt dann auch gleich vor Apotheke wo wir für 3 Medikamente keine 10 € zahlten und brachte uns für 4,50 € zum Schiff. Der Hinweg hatte jedoch 7,80 Euro gekostet, also wieder mal besch… worden, was soll’s. Nach 3 Tagen ging es Lisa dann wieder besser, so dass wir am 5. Tag bei immer noch brütender Hitze um die 40 Grad endlich Richtung Kykladen aufbrechen konnten. In der Zwischenzeit war der Skipper mit einkaufen, Wäsche wegbringen und holen, Wasser bunkern, Internet verlängern, Liegeplatzverlängerung bezahlen (5 Leute beschäftigt und für 5 Tage jetzt 62 € bezahlt) und Krankenpflege bei knapp 40 Grad beschäftigt. Wie viel angenehmer ist es doch auf den Kykladen von denen wir im nächsten Bericht erzählen…

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 Es grüßt die Crew der Nis Puck so wie Anton und Elisabeth

P.S.: Wer sich wundert, dass von Athen keine Rede ist: wir waren vor 3 Jahren schon mal in Athen und haben uns das bei der Affenhitze einfach erspart.

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