Afrika, Afrika …..

Besuch von Käpt‘n Sparrow!
Seemannslieder schmetternd enterten nachts Kapt’n Sparrow und seine Mannschaft die vor Anker liegende wehrlose Nis Puck und erschien im Niedergang zu unserer Achterkajüte. Der Skipper träumte den Schlaf der Gerechten während Lisa zu Tode erschrak und verzweifelt versuchte ihn zu wecken und um Hilfe zu schreien. Aber dies ließ ihr Traumdrehbuch einfach nicht zu und so erwachte sie aufrecht in der Koje sitzend nun wirklich mit einem lauten Schrei.

Das also war der Anfang unserer Überfahrt von Sardinien zum schwarzen Kontinent, genauer gesagt nach Bizerte in Tunesien. Nach der ereignisreichen Nacht mit Käpt’n Sparrow waren wir nicht wirklich ausgeschlafen. Um 6:30 hieß es Anker auf und Kurs  Richtung Tunesien. Wir konnten recht bald Segel setzten und hatten stabilen Wind aus West, so dass wir mit 5-6 Knoten unserem Ziel entgegen steuerten. Zunächst hatten wir kaum Welle, so dass wir uns noch schnell einen leckeren Kartoffelsalat zubereiteten. Mit leerem Magen lässt es sich schließlich schlecht segeln. Später zum Abend hin nahm die Welle etwas zu, jedoch kein Problem für unseren Autopiloten.

Um 21:00 durfte Lisa als erste in die Koje. Um 1:30 fuhren wir dann gemeinsam durch ein Verkehrstrennungsgebiet, denn hier war doch recht viel Schiffsverkehr, den wir Dank AIS (Automatisches Identifikations System) auf unserem Bordcomputer rechtzeitig sehen konnten. Jetzt hatte sich der Skipper auch seinen Schlaf verdient und fiel erschöpft in seine Koje.

CIMG9758-kleinKurz nach Sonnenaufgang setzten wir die Gastlandflagge und erreichten Bizerte im Norden Tunesiens. Nachdem wir in der fast leeren Megamarina festgemacht hatten mussten wir erst einmal einklarieren. Zunächst kam die Hafenpolizei und dann der Zoll. Hier ist es üblich kleine „Geschenke“ wie sie es nennen zu machen, dann muss auch nicht das Innerste des Schiffes nach außen gekehrt werden. Danach bekamen der Herr von der Security und natürlich der Nachtwächter, der uns auch persönlich per Handschlag begrüßte, noch ihren Obolus.CIMG9759-klein

Die Marina von Bizerte ist noch nicht fertig gestellt, wird wahrscheinlich auch nie fertig da seit Jahren Baustelle. Strom gibt es nicht und Wasser nur über einen einzigen Wasseranschluss mit einem gefühlt 500m langen Schlauch. Auch der Versuch hier Diesel zu bunkern schlug fehl da noch keine Tankstelle vorhanden.

CIMG9765-kleinMit unseren Fahrrädern besichtigten wir den alten Stadtteil von Bizerte mit seiner Stadtmauer und dem alten Hafen. Wir waren hier offensichtlich die einzigen Touristen, was wohl auch der Grund dafür ist, dass der riesige Hafen fast gänzlich leer war. In der Altstadt trafen wir einen freundlichen alten Herrn, der uns erzählte, er habe 30 Jahre in Deutschland gearbeitet. Er zeigte uns die nächst gelegene Bank, wo wir erst einmal Dinars aus dem Automaten zogen. Die Stadt war recht dreckig, überall Müll und die Häuser waren größtenteils recht heruntergekommen. CIMG9769-kleinNach einem kurzen Besuch im Supermarkt ging es zurück zur Nis Puck, wo wir nach einem kleinen Imbiss und einem verspäteten Anlegerbier schon bald, noch von der Überfahrt übermüdet, in unsere Kojen fiehlen.

Gruß von der Crew der Nis Puck

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Leinen los!

OLYMPUS DIGITAL CAMERADSC_0176-kleinNach einer knappen Woche Vorbereitung (unter anderem war Lisa im 17m hohen Masttop => Tapferkeitsmedaillie!)  haben wir trotz manch unerledigter Punkte die Leinen losgeworfen und sind Richtung Süden gestartet. Vorbei an Arbatax mit dem schönen roten Felsen und CIMG9724Capo Bella Vista fuhren wir das erste Stück zum eingewöhnen an die doch höher als erwartete Welle unter Motor, danach Segel hoch bis urplötzlich der Wind drehte und genau auf die Nase kam, grrrr! Wetterberichte sind auch nur zum abheften geeignet! Also wieder Motor an und weitere 2 Stunden später drehte der Wind allmählich auf West so daß wir ablandigen Wind hatten, sprich wenig Welle. Die Windmaschine drehte immer weiter auf, so daß uns Böen von bis zu 30kn immer wieder auf die Backe legten und Nis Puck schon mal zum Sonnenschuß ansetzte. Reffen war also angesagt und so wurde die Segelfläche immer kleiner. Gegen 21:00 Uhr erreichten wir dann unser Ziel Porto Corallo, kein besonders schöner Hafen, relativ leer, wenig los und nach CIMG9726Villaputzu sind es 7 km. Die hat dann der Skipper am nächsten Tag mit dem Fahrrad zurückgelegt um das Internetproblem zu lösen bzw. lösen zu lassen und Einkäufe zu tätigen. Denn die nächste Nacht wollen wir vor Anker in der schönen Punta Molentis mit dem türkisfarbenem Wasser verbringen und am Sonntag morgen in aller Frühe nach Tunesien starten.

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… endlich wieder schön schaukelig

Es ist vollbracht: wir sind losgekommen auch wenn die ToDo-Liste nicht ganz abgearbeitet war, man(n) nimmt sich meist zuviel vor oder es kommt halt was dazwischen. Am Samstag Abend sind wir pünktlich in Cagliari gelandet, leider hat es über 1 Std gedauert bis wir unseren Mietwagen hatten sodaß die Supermärkte schon geschlossen waren. Bis nach Navarrese waren es dann gut 2 Stunden bis wir endlich wieder schwankende Planken unter den Füßen hatten.
Das Wetter spielte natürlich wieder mal nicht mit. an unserem Anreisetag fiel zur Begrüßung das Thermometer um 11 Grad im Vergleich zum Vortag!
CIMG0882-klein Da war’s sogar in Deutschland wärmer. Inzwischen haben wir aber wieder Sonnenschein und die Temperaturen sind angenehm, kurze Hose und T-Shirt sind angesagt. Zum Einkaufen sind wir dann am Sonntag nach Tortoli gefahren, wie gut dass hier die größeren Supermärkte auf hatten. Nachmittags dann noch eine Runde zum Aussichtspunkt über dem Hafen und zum Strand, Wassertemperatur ca. 19 Grad. CIMG0887-klein
Ansonsten steht noch viel Arbeit an bis die Nis Puck wieder seeklar ist, u.a. das komplette Schiff durchsuchen da der Skipper das Navi so gut versteckt hatte dass er es selbst nicht wieder fand, und sich daran erinnern …. Alzheimer lässt grüßen.

In ein paar Tagen werfen wir dann die Leinen los und segeln Richtung Süden; Tunesien ist unser erstes Ziel.

Es grüßt die Crew der Nis Puck

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Bald geht es wieder los …..

Unglaublich wie Zeit verfliegt, nun sind wir schon wieder 7 Monate zu Hause, aber endlich naht der Zeitpunkt zum Start unseres zweiten Teils des Mittelmeerabenteuers. Leider haben wir es nicht einmal geschafft alle Törnberichte des letzten Jahres hier einzustellen, wir hatten uns dass ein bisschen einfacher vorgestellt, copy and paste geht nur sehr bedingt. Aber vielleicht finden wir ja dieses Jahr ein paar ruhige Minuten das nachzuholen. Allerdings haben wir gleich ein strammes Programm: kaum auf Sardinien angekommen bleiben uns nur wenige Tage das Schiff aus dem Winterschlaf zu holen und seeklar zu machen. Dann soll es Richtung Süden gehen, über Tunesien, Isola di Pantelleria und Isola di Linosa nach Malta wo uns liebe Freunde Anfang Juni besuchen wollen. Also ca. 400 sm in 2 Wochen wo wir doch eigentlich einen Wochenschnitt von 100 sm zu Grunde legen. Aber das eigentliche Ziel ist ja dann noch ein gutes Stück entfernt und ein inselreiches Segelparadies: Griechenland. Wir sind gespannt was uns hinsichtlich der aktuellen Entwicklung da so erwartet.
Nun heißt es wieder mal die letzten Vorbereitungen treffen, wie üblich bricht die Panik aus und nix funktioniert so richtig. Dazu kommen dann noch Zimperlein die vor der Abreise auch noch ihren Tribut fordern: Rückenping, Knieping und Zahnping (Ping ist kölscher Mundart und bedeutet Schmerz).
Egal, am 16.5. geht unser Flieger und wir werden dabei sein. Schließlich haben wir schon 2 grooooße Pakete vorgeschickt, die wollen wir natürlich rechtzeitig in Empfang nehmen. Nis Puck, wir kommen!!

Es grüßt herzlich die Crew der Nis Puck

Lisa & Martin

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Törnbericht Teil 2: Biskaya

Liebe Segelkameraden und Freunde,

hier der zweite Törnbericht unserer Reise gen Süden.

Nachdem wir Honfleur um 17:00 verlassen hatten konnten wir schon bald Segel setzen und das Brummen der 6 Töpfe des „Hilfsmotors“ verstummte. Zügig kamen wir mit Hilfe günstiger Winde unserem nächsten Ziel Guernsey näher und bereits am nächsten Tag um 19:45 Uhr machten wir dank der präzisen Strömungsplanung unseres 1. Navigators Uli in St. Peter Port fest.Anfahrt St. Peter Port, Guernsey Nach der obligatorischen Anlegerhopfenbrause ließen wir es uns im Restaurant Christies gut schmecken. Eigentlich wollten wir direkt bei der Ankunft tanken, doch die Tankstelle hatte kurz vor unserer Ankunft geschlossen und vor Montagmorgen war auch kein Sprit zu bekommen. Hier fehlt es dem Reeds-Almanach 2014 eindeutig an Aktualität! So genossen wir einen zusätzlichen Tag bei schönem Wetter auf Guernsey mit einem ausgiebigen Rundgang durch St. Peter Port am Sonntag und fanden zumindest einen kleinen Supermarkt, der auch an diesem Tag geöffnet hatte, um unsere Vorräte aufzufüllen. Zum sportlichen Ausgleich wurde Paul in luftige Höhen gezogen um unsere Windex zu richten und ein paar Fotos zu schießen. Nis Puck von obenUnser Wetterguru Markus, sonst verantwortlich für das passende Flugwetter unserer Bundeskanzlerin, machte einen besonderen Vorschlag für unsere weitere Törnplanung: nächster Hafen sollte eigentlich Camaret-sur-Mer sein, doch auf Grund der guten Wetterprognose bot es sich an, direkt nach La Coruña durchzufahren sollte die Etappe bis Brest zeitmäßig wie geplant verlaufen. Gut ausgeschlafen starteten wir am Montagmorgen Richtung Brest nach kurzem Tankstopp. Mit nur 30 minütiger Verspätung rundeten wir das Cap bei Brest und setzten gut gelaunt Kurs direkt nach La Coruña bei 4-5 bft und einer Strömung von teilweise über 6 kn was einen Spitzenwert von 13kn SOG ergab! Soll noch einer mal sagen Stahlschiffe seien langsam:

Skipper at work on biscayaBei steifer Brise aus Ost und ordentlicher Welle ging es zügig weiter Richtung Süden und wir kamen gut voran bis uns fast der Saft ausging. Zum Batterien laden musste dann der Jockel doch ein paar Stunden mitlaufen, denn der Autopilot hatte bei den Schiffsbewegungen gut zu tun die 20 t in Spur zu halten und verbrauchte entsprechend reichlich Energie. Viel Verkehr war erwartungsgemäß im April auf unserer Route östlich der Großschifffahrts-autobahn nicht und so begegneten wir unterwegs nur ein paar Frachtern, ein Dutzend Fischern und 2 Seglern sowie zur Unterhaltung der Mannschaft 3 Delphingruppen. Da wir schon vorgekocht hatten, waren die Mahlzeiten unterwegs schnell zubereitet. Nur das Essen selbst gestaltete sich zeitweise schwierig: eine Hand zum Auffangen der durch Erdanziehung und schwankenden Planken beschleunigten Mahlzeiten und mit der zweiten selbige dem Zielort zuführen.

Auf den letzten Meilen schlief der Wind dann doch noch ein und nach viereinhalb Tagen und 480 sm erreichten wir durchgeschaukelt und duschreif am 18.4.2014 gegen Abend La Coruña und wurden von einem überaus freundlichen Hafenmeister empfangen. Hafen von La CorunaNach dem obligatorischen Anlegerschlückchen und Erledigung der Formalitäten wurde das nächste Restaurant gestürmt, leider eine Pizzeria, aber die eine Hälfte der ausgehungerten Mannschaft meuterte beim Vorschlag weiter zu laufen um ein landestypisches Essen zu genießen. Dies haben wir dann heute Abend am Karfreitag nachgeholt und bei Vino tinto sowie lecker Tapas das spanische Nachtleben zu Ostern genossen. Den ganzen Tag über waren Prozessionen durch die Stadt gezogen und machten lautstark auf sich aufmerksam. Wir hatten erst einmal mit der Schiffsreinigung, Wäsche waschen und kleineren Reparaturen zu tun nachdem wir gründlich ausgeschlafen hatten. Nachmittags dann noch ein bisschen sight-seeing in der schönen Altstadt.La Coruna

Nun sind es nur noch 10 Tage bis Lisa an Bord kommt und wir unser Abenteuer gemeinsam ab Porto fortsetzen werden. Uli wird uns am Sonntag verlassen, so dass es zu dritt weiter bis Porto geht.

 

 

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Törnbericht Teil 1: Terneuzen (NL) nach Honfleur (F)

Törnbericht Teil 1: Terneuzen (NL) nach Honfleur (F) 223sm

Gestartet sind wir mit einem Tag Verspätung von Terneuzen an der Westerschelde wo die Nis Puck den Winter verbrachte. Trotz zahlreicher Arbeitseinsätze im Winter waren die Arbeiten leider nicht rechtzeitig fertig geworden, so dass wir den Samstag und Sonntag noch reichlich schrauben und Kabel verlegen mussten bis wir startklar waren. Dank des großartigen Einsatzes meiner Mitsegler Ulrich, Paul und Markus waren die Arbeiten zügig

meine Mitsegler Uli, Paul und Markus

meine Mitsegler Uli, Paul und Markus

vorangekommen, so konnten wir am 7.4. endlich morgens ablegen und den nieder-ländischen Werft-Raubrittern stark geschröpft entkommen. Es ging also raus auf die Westerschelde und entgegen der Wettervorhersage konnten wir recht bald die Segel setzen und kamen nach 64 sm in Dünkirchen am selben Tage an. Schnell wurde ein leckeres Menü von Paul gezaubert: Lachs mit Reis und Salat, danach eine warme Dusche. Gesehen haben wir nicht viel von Dünkirchen denn morgens ging es trotz 5-6bft raus auf die Nordsee bei Strom gegen Wind, der auch noch bis 7bft zunahm und eine Welle von 2-3m auftürmte. Na ja, die Fische hat’s gefreut, denn sie wurden dementsprechend intensiv von 2 Crewmitgliedern gefüttert. In Calais wurden wir endlich von den Qualen erlöst, hatten jedoch nur 29 sm an dem zweiten Tag zurückgelegt. Da wir zur Fischfütterung immer etwas parat haben wollten, gab es am Abend lecker Steak mit Rosmarinkartoffeln und wieder Salat.

Am 9.4. starteten wir dann gegen 10:00 Richtung Honfleur, unserem eigentlichen Ziel am Vortage. Diesmal war wenigstens Wind und Welle CIMG6963moderat, wir konnten zwar nicht segeln da Wind immer gegenan, aber wir kamen gut voran und nach 24h und 130 sm motoren war das Ziel Honfleur gegen 11:00 erreicht. Ein sehr pitoresker Ort in dessen Stadthafen wir festmachten und die Kneipen nur 10m entfernt vom Schiff entfernt waren. Sehr bewährt hat sich das neue Radar und auch AIS mit Transponder.

In Honfleur hatten wir dann auch unser erstes kleines technisches Problem: wieder einmal wollte sich der Motor nicht abstellen lassen, so dass wir die Leerlaufdrehzahl runterregelten bis er endlich ausging. Ursache diesmal der Stop-Magnet an der Einspritzpumpe. Telefonisch bald ein Ersatzteil ausfindig

Honfleur Stadthafen

Honfleur Stadthafen

gemacht in 13 km Entfernung, nur fuhr kein Bus dahin und der Taxifahrer wollte 50 €. Das war es uns nicht wert zumal der Motor beim nächsten Test wieder problemlos ausging.

Abends, nach einem leckeren Thunfischsteak, haben wir dann noch in einer Kneipe bei lauter Musik eine Hopfenkaltschale irischer Herkunft genossen, wobei uns dann doch der bescheidene Preis von 7,40 für 0,5l vom übermäßigen Genuß abhielt. Liegeplatzgebühr hier übrigens 35,- €, für die zentrale Location ok, mal schauen wie die Duschen sind. Internet Fehlanzeige.

Heute am 10.4.14 geht es um 17:00 weiter mit Ziel Guernsey.

Gruß von der Nis Puck Crew sowie Anton und Elisabeth

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Erste Erfahrungen im Wattenmeer

Am 21. Juli 2013 war es endlich soweit – wir konnten endlich unser neues (gebrauchtes) schwimmendes Domizil beziehen: eine stählerne Deckshausyacht vom Typ Hallig39 DS. Ein Eigenbau nach Plänen von Konstrukteur Helmut Koch, Baujahr 2005. Gebaut von einem Schiffsingenieur in Zusammenarbeit mit erfahrenen Fachkräften der Gewerke Metallbau, Maschinentechnik, Elektrik und Innenausbau: gebaut für die Ewigkeit. Lange haben wir gesucht, viele Boote besichtigt von Kopenhagen bis Griechenland doch keines konnte den Vergleich mit der Nis Puck standhalten die der Skipper bereits im Februar 2011 erstmalig mit Segelkamerad Heiko besichtigt hatte. Um ganz sicher zu gehen, nahm ich das Angebot von dem erfahrenen Vereinskamerad Peter gerne an, das Schiff gemeinsam im Juni unter die Lupe zu nehmen. Sein Kommentar: das Schiff musst du kaufen! Am gleichen Tag noch wurde der Vertrag unterschrieben.
Nachdem nun die Formalitäten der Übergabe erledigt waren, begannen wir mit der Grundreinigung auch wenn das Wetter eigentlich zum sofortigen Ablegen lockte. Bis dann alles fertig und restliche Ausrüstung besorgt war, vergingen zwei weitere Tage ehe wir endlich in See stechen konnten. Eigentlich fing der Törn im Binnengewässer an, denn das Schiff lag in Harlesiel hinter der Schleuse im Binnenhafen.
Gleich das erste Ablegemanöver mit Eindampfen in die Vorspring wurde hektisch, da der Schleusenwärter freundlicherweise „Stauwasser in 10min“ ankündigte und wir uns so die ungeliebte erste Schleusung mit neuem Schiff ersparen konnten. Also nix wie ab durch die geöffneten Schleusentore in den Außenhafen wo bereits ein Fischerboot abgelegt hatte und sich Richtung Nordsee auf den Weg machte. „Wenn der durchkommt reicht die Wassertiefe auch für uns“, dachten wir, da unser Hubkieler mit eingezogenem Kiel nur 1,0m Tiefgang hat. Denkste! Der Fischer kannte das Fahrwasser und dessen Tücken, wir nicht. Also blieben wir erst mal im Schlick stecken, konnten uns aber dank des üppig bemessenen Dieselaggregats bald wieder in tieferes Wasser retten. Nun also schön dem Fischer genau folgen, doch auch er wurde durch den Schlick so manches mal abrupt abgebremst und musste sich mit viel PS wieder freischieben.
Fahrrinne Harlesiel
Endlich im tiefen Wasser konnten wir erstmalig bei Sonnenschein und 3-4 bft Segel setzen, untermalt von Rod Steward’s „I’m sailing,..“ – so hatten wir uns unseren ersten Nordseetörn vorgestellt, ein echter Genuss! Das es auch anders kommen kann erfuhren wir wenige Tage später. Aber erst einmal genossen wir das Wattenmeer, segelten ein bisschen zwischen Festland und Wangerooge in dessen Hafen wir schließlich im Päckchen festmachten und die erste Anlegerhopfenkaltschale dieses Törns bei Sonnenuntergang die durstigen Kehlen hinunterlief.
Nächstes Ziel war Spiekeroog, welches wir wegen des schmalen Wattfahrwassers und Wind gegenan nur unter Maschine erreichen konnten. Unterwegs grüßten die Seehunde von der Sandbank und wir erlebten auch diese Überfahrt bei strahlendem Sonnenschein.
Nach einem ausgiebigen Rundgang über die schöne Insel und durch das pittoreske Örtchen ging es tags darauf nach Neuharlingersiel, wo wir mangels Platz im Yachthafen direkt hinter einer Fischbude im Fischereihafen festmachten, mitten zwischen 2 Fischerbooten. Daher gab es nicht nur ein Anlegerbier sondern auch gleich das passende Anlegerfischbrötchen dazu, hmm. Der Hafen war schon proppevoll mit Kuttern, am folgenden Tag sollte die alljährliche Kutterregatta stattfinden und so waren die Fischer damit beschäftigt ihre Schiffe bunt zu schmücken. Am nächsten Morgen kam der erste Besuch an Bord und kurz darauf verscheuchte man uns aus dem Hafen, da der Platz für die Vorbereitung der Kutterregatta benötigt wurde. Es waren seit dem letzten Niedrigwasser 2 Stunden vergangen, daher wagten wir den Weg raus in die Fahrrinne um dann mit Schrecken die 2 Fähren in der Ferne zu erkennen die von Spiekeroog herüber kamen. Mit mulmigen Gefühl fuhren wir den Fähren entgegen und wollten respektvoll Platz machen, doch sofort blieben wir wieder im Schlick stecken als wir ca. 20m von den Pricken entfernt waren. Doch diesmal kamen wir nicht mehr frei und die erste Fähre kam unaufhaltsam Meter für Meter näher. Ich malte mir in Gedanken schon das knirschend-quietschende Geräusch aus, wenn Stahl auf Stahl trifft, doch der Kapitän beherrschte sein Handwerk: 1m Abstand zur Pricke und 3 m Abstand zu uns bei ordentlich Seitenwind. Puh, noch mal gutgegangen und wir um eine Erfahrung reicher. Nun aber nix wie rüber nach Spiekeroog, unser Besuch wollte unbedingt dort zum Strand und wir wollten sie ja mit ausreichend Wasser nachmittags wieder ans Festland bringen. Doch ein plötzlich aufziehendes Gewitter machte diese Pläne zunichte, so mussten sie mit der Fähre zurück nach Neuharlingersiel während wir das Unwetter im Hafen auf Spiekeroog an uns vorüberziehen ließen.
Tags darauf setzten wir unsere Nordseeerkundungstour fort: raus aus dem Hafen bei Sonnenschein und 3-4bft, ideales Segelwetter. Also den Lappen hoch und hoffnungsvoll ging es Richtung Langeoog. Doch kaum war eine Stunde vergangen wurde es am Horizont immer dunkler. “Ach, das schaffen wir schon, ist ja nicht so weit nach Langeoog“. Wie man sich doch täuschen kann.
Unwetter
Viel schneller als gedacht zog die immer dunkler werdende Front heran und wir kamen mit dem Bergen der Segel gar nicht so schnell voran wie der Sturm herannahte. Ich stand also noch am Mast um das Groß zu bergen als es richtig losging. Wir befanden uns bereits im Wattfahrwasser und vor uns hatte ein holländisches Plattbodenboot die gleichen Probleme wie wir. Um die Segel zu bergen fuhren sie quer zum Wattfahrwasser, meine Steuerfrau drehte beherzt am Rad um auszuweichen und rums saßen wir wieder im Watt fest. Wir hatten noch nicht mal den Hubkiel ausgefahren. So allmählich kamen wir zu der Erkenntnis, dass das mit den Gezeiten und Wattfahrwassern einem das Seglerleben doch recht schwer macht. Aber was soll’s: der Kiel besitzt eine dicke Stahlgrundplatte so dass wir einfach den Anker in das flache Wattwasser fallen ließen. Kurz danach blies der Wind in Böen mit 45 (!) kn, die Blitze zuckten und zeitgleich krachten die Donner – ab ins Deckshaus um das Spektakel trocken zu genießen. Da war es doch ein gutes Gefühl von Stahl umgeben zu sein, Michael Faraday lässt grüßen.
Nach dem Unwetter und genügend Wasser unterm Kiel ging es weiter nach Langeoog wo wir 2 schöne Tage verbrachten und auch gleich erste Erfahrungen mit dem Zoll machten. Zum Glück reichte dem Beamten die Kopie der Mehrwertsteuerbescheinigung, das Original hatte der Verkäufer vergessen zur Übergabe mitzubringen. Dessen Kommentar: „Ich segle schon 17 Jahre im Wattenmeer und hab nie einen Zollbeamten gesehen“ – na ja. Überhaupt hatten wir das Gefühl, in diesen 2 Wochen gleich alles mit zu bekommen was das Revier so zu bieten hat.
Da die Inselbahn nur im Rhythmus der Fähren über die Schienen rattert, gingen wir zu Fuß in den Ort um bei einem leckeren Abendessen im „Dwarslöper“ den ereignisreichen Tag revue passieren zu lassen. Kurz noch ein Besuch am Wasserturm mit Aussicht auf die Nordsee bei Sonnenuntergang und es ging zurück zu Fuß in den Yachthafen.
Auf dem Weg zum Heimathafen Harlesiel mit Zwischenstopp Spiekeroog nutzten wir die Vorteile des Hubkielers im Watt: problemloses Trockenfallen. Morgens um 7:00 in Spiekeroog abgelegt und im Harlesieler Wattfahrwasser einfach mal ein Stück weit das Wattfahrwasser verlassen und das Eisen fallen gelassen.
Trockengefallen
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Sonnenbad gab es die obligatorische Wattwanderung, allerdings nur rund ums Schiff um mal den Rumpf in Augenschein zu nehmen. Dank dem Süßwasserliegeplatz in Harlesiel kein Bewuchs und keine Pocken vorhanden, dafür aber ein mächtiger Propeller.
Schraube
Das Trockenfallen und die sich dabei verändernde Landschaft ist schon sehr beeindruckend. Wir fanden es so schön, dass wir es noch ein zweites Mal am Ostende von Wangerooge wiederholten, dort leider nicht so einsam, da es ein beliebter Platz zum Trockenfallen ist.
Nachdem wieder genügend Wasser unterm Kiel war sind wir weiter nach Harlesiel und haben dann, unter “fachkundiger“ Beobachtung zahlreicher Touristen, auch das erste Mal die Schleuse benutzt. Der Schleusenwärter hatte es wohl eilig und öffnete die Schieber zügig bis zum Anschlag so dass wir ordentlich Dampf auf den Leinen hatten und aufpassen mussten nicht zu weit nach vorne geschoben zu werden. Direkt hinter der Schleuse ist unser Liegeplatz, doch leider hatten sich die Nachbarlieger längs etwas viel Abstand gegönnt, so dass wir erst mal Platz schaffen mussten. Mit Hilfe des Bugstrahlruders und der guten Wirkung des direkt angeströmten Ruderblattes war das Anlegemanöver trotz der beengten Verhältnisse kein Problem mehr.
Nach einer kleinen Arbeitsunterbrechung ging es bald wieder los, diesmal war Helgoland das Ziel.
Leider regnete es den ganzen Tag bei mäßigem Wind, so dass sich das Tanken auf Helgoland richtig lohnte. Zumindest war der befürchtete dichte Berufsschifffahrtsverkehr überwiegend auf Reede liegend, nur 2 Frachter kreuzten in großem Abstand unseren Kurs. Dies war mein erster Besuch auf Helgoland und wir unternahmen Tags darauf einen Ausflug zur langen Anna und kehrten danach bei der Kneipe „Bunte Kuh“ auf ein Bier ein. Ansonsten war nicht sonderlich viel zu sehen außer den vielen Tagestouristen die die „Schiffsausrüsterläden“ stürmten um sich mit Schnaps und Zigaretten einzudecken. Zum Glück war der Yachthafen recht leer, so dass wir nur zu zweit im Päckchen lagen. Im Hochsommer sollen es schon mal bis zu 20 (!) im Paket sein.
Nach einem gemütlichen Abend mit unseren Päckchennachbarn von der SY „Die zwei Gebrüder“ die uns reichlich mit Infos für die Route zu unserem nächsten Ziel versorgten, hieß es am nächsten Morgen Leinen los Richtung Norderney. Wir nahmen Kurs West während Jan und Adelheid von der SY „Die Zwei Gebrüder“ Kurs Richtung Hamburg nahmen und bereits im Vorhafen die Segel gesetzt hatten. Dies hätten wir besser auch getan, denn draußen erwartete uns eine unangenehme alte Welle von ca. 3m aus Nord die uns auf unserem Westkurs ordentlich durchschaukelte. Da macht das Segelsetzen am Mast nicht wirklich Spaß, zumal bei einem konventionellen Rigg. Der Zeitplan war wegen der Gezeiten wieder stramm, daher musste die meiste Zeit der Jockel wieder laufen. Wir querten bewusst die zwei Verkehrstrennungsgebiete um endlich mal den im Revierführer angekündigten dichten Schiffsverkehr zu erleben, es waren diesmal immerhin 5 Frachter, aber alle in unkritischen Abstand.
Die Ansteuerung von Norderney war dann schon interessanter, da wieder mal die Tonnen in der Karte nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmten. Zuerst dicht unter dem Strand ging es mit viel Strom schließlich durch das Seegatt und in den Hafen von Norderney, mit Abstand der teuerste der ostfriesischen Inseln. Am nächsten Tag wurde Norderney mit Strand ausgiebig abgegrast bzw. die Sonne im Strandlokal genossen.
Norderney im Strandcafe
Der Tag klang mit einem guten Essen an Bord aus und wir verbrachten eine ruhige Nacht im geschützten Hafen von Norderney.
Am nächsten Morgen ging es wieder raus vor die Inseln. Nachdem das Fahrwasser von Norderney passiert war konnten endlich wieder die Segel gesetzt werden. Bei mäßig Wind und wenig Welle ging es bis zur Otzumer Balje und durch das Seegatt zwischen Spiekeroog und Baltrum mit steigendem Wasser. Die Wassertiefe reichte noch nicht für den kürzesten Weg durch das Harlesieler Wattfahrwasser, so dass wir kurz davor noch einmal den Anker für ein Kaffeekränzchen im sonnigen Cockpit im trüben Wattwasser versenkten. Eine Stunde vor Hochwasser ging es dann weiter Richtung Harlesiel wo uns die geöffneten Schleusentore und die fachkundigen Touristen schon erwarteten.
Mit Wehmut machten wir dann an unserem Liegeplatz fest, denn es war die letzte Tour für die Saison. Das nächste Mal geht es ins Winterlager Richtung Niederlande, je nach Wetterlage aussen rum oder die stehende Mastroute entlang.

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